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Klima, Energie und Beruf
Am vergangenen Samstag, den 6. Mai diskutierten Prof. Dr. Johannes Üpping und Prof. Dr. Boris Stemmer von der Technischen Hochschule Ostwestfalen Lippe (TH OWL), der Landrat des Kreises Höxter, Michael Stickeln und Petra Görtz vom Berufskolleg des Kreises Höxter unter dem Motto „Höxter 2030+ Klima, Energie und Beruf“ über Klima- und Zukunftsthemen. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Landesgartenschau 2023 in Höxter statt.
Konkret ging es in der von Moderator Michael Krakow geleiteten Diskussion um den Ausbau der erneuerbaren Energien und Nachhaltigkeit unter Beachtung der vier Perspektiven Energietechnik, Landschafts- und Naturschutz, berufliche Bildung und Politik.
Auf die Frage, was denn überhaupt die Voraussetzung für eine gelingende Energiewende sei, beschreibt Physiker Johannes Üpping einen Prozess entlang dreier Phasen: Ausbau der erneuerbaren Energien, Schaffung eines intelligenten Stromnetzes und schließlich die Fähigkeit, die Energie zu speichern. Speziell die Speicherfähigkeit sei im Grunde Voraussetzung für den erfolgreichen weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien. Zentral sei das Konzept der Smart Grits, intelligenter Stromnetzwerke, die flexibel auf schwankende Energiemengen bei Solar- und Windkraft reagieren können.
Bezogen auf den Kreis Höxter sei das politische Ziel der erneuerbaren Energien der Weg zu umwelt- und naturverträglicherem Leben und Arbeiten, so Landrat Michael Stickeln. Dafür müsse Politik die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen. Ein Beispiel sei in diesem Zusammenhang, dass der Kreis Höxter eine der drei ersten Öko-Modell-Regionen im Land NRW ist. Deren Ziel sei unter anderem die Ausweitung des Öko-Landbaus.
Die Verteilung der erneuerbaren Energien über das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland hinweg, ein Thema welches insbesondere den ländlichen Raum beschäftigt, wurde ebenfalls von der Runde besprochen. Johannes Üpping und Landrat Michael Stickeln einig, dass der ländliche Raum über Ressourcen verfüge, wie etwa Flächen für Windkraftanlagen, die den Ballungsräumen nicht zur Verfügung stünden. „Das heißt, wir müssen im ländlichen Raum übererfüllen, was der Ballungsraum nicht leisten kann.“ so Landrat Stickeln. Dies dürfe jedoch nicht ohne einen gewissen Ausgleich erfolgen. Wichtig sei auch der weitere Ausbau der Netze, um den Strom aus erneuerbaren Energien auch abtransportieren zu können. Bei dem Ausbau der entsprechenden Infrastruktur müssten jedoch immer viele Akteure zusammenarbeiten, was nicht immer einfach sei.
Landschaftsplaner Boris Stemmer, der sich in seiner beruflichen Tätigkeit unter anderem mit der Bewertung von Landschaften unter ökologischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten beschäftigt, sieht auch Kritikpunkte beim Ausbau der erneuerbaren Energien: Die Politik gebe in dem Konflikt zwischen Bewältigung der Klima- und der Bio-Diversitätskrise der Klimakrise den Vorzug – allzu oft zu Lasten der Bio-Diversität und des Artenschutzes. Die EU-Notfall-Verordnung besage sehr deutlich, dass der Artenschutz hinter den Klimaschutz zurückzutreten habe. Landrat Stickeln beklagt in diesem Zusammenhang, dass oftmals sehr stark in Extremen gedacht werde – Artenschutz oder Klimaschutz. Er wünsche sich hier „mehr Maß und Mitte“.
Die Perspektive der beruflichen Bildung im Zusammenhang mit den erneuerbaren Energien vertrat Petra Görtz. Ihr zufolge sorge „der spürbare Klimawandel für eine dynamische Schulentwicklung“. So spielen ihr zufolge die erneuerbaren Energien in der schulischen Bildung eine zunehmend wichtige Rolle. Das Interesse der jungen Generationen an den Themen sei groß. Für den Kreis Höxter sei jedoch wichtig, dass weitere Ausbildungsmöglichkeiten in diesem Bereich zu schaffen, um Auszubildende nicht an andere Regionen zu verlieren.
Eine Fortsetzung der Veranstaltung wird es am 24. September geben.
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